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Die letzten Waldmenschen

Längst vergangen sind die Zeiten, da der mitteleuropäische Urmensch allein die damals unermesslichen Wälder unserer heutigen ADAC-Gaue durchstreifte. Ehrfurcht vor der Natur, Einssein mit der Schöpfung, das waren seine Anliegen, Identitätskrisen und Psychiater kannte dieser einfache und glückliche Primat nicht.
Die uns im Grunde wesensfremde Zivilisation hat uns im Laufe der Jahrhunderte ja nicht nur den Fernseher und das Moped geschenkt, sondern auch den Wald genommen - und damit auch unseren seelichen Halt. Gerade wir Tierfreunde können daher von den Urmenschen lernen. Nun, es ist nicht leicht, den letzten Nachfahren dieser Naturkinder auf die Spur zu kommen. Als scheue Einzelgänger schnüren die Nimrods, wie sie sich selbst nennen, durch die dunklen Fichtenforste unserer Heimat, stets auf der Hut vor unberechenbaren Landwirten. Es wurden immer nur Männchen beobachtet, nie ein weibliches Tier. Wir müssen also davon ausgehen, daß sich dieser grüner Waldläufer einen Weibchenbestand hält, aus dem er sich nach Bedarf bedient. In der Regel aber hält er sich in seinem Revier auf, das er eifersüchtig bewacht. Hier baut er sich Unterstände auf langen Stelzen, denn in Baumkronen fühlt er sich am wohlsten. Von dort oben lauert der leidenschaftliche Fleischesser gerne anderen Tieren auf. Gewandt schmiegt sich der Nimrod dann an "seinen" Baumstamm, bis sein lodenartiges Fell eins wird mit der Borke. So kann er mehrere Stunden bewegungslos verharren! Hat er glücklich Beute gemacht, zeigt der grüne Waldmensch sie gern seinen Stammesbrüdern. Ich bin mehrfach Zeuge eines Jagdrituals geworden, bei dem eine Horde Nimrods dem erlegten Tier einen Zweig durch die Nase steckt und sodann auf primitivem Blasinstrument eine heidnische Weise bläst. Bis heute haben es die grünen Waldgänger verstanden, ihre uralte Nimmrod-Kultur und lustige Kauderwelsch-Sprache vor allen fremden Einflüssen, insbesondere amerikanischen, zu verteidigen. Allerding gibt es auch erste Degenerations-Erscheinungen bei den Nimrods. Verspielt wie er ist, liebt der Waldmensch alles Militärische. Manch einer von ihnen hat sich bereits einen Landrover beschafft oder gar ein Zielfernrohr, und nicht wenige haben unliebsame Bekanntschaft mit dem Alkohol gemacht. Diese armen Teufel, sie werden nach ihren metallenen Spezialflaschen "Flachmänner" genannt, belegen fremde Horste, schikanieren ihre Teckel und rotten sich gern in Gasthäusern zusammen, wo sie dann zum Gespött der Dorfbewohner werden.